Fahrzeugverschiffung

Ich schreibe hier mal alles zusammen was mir von den letzten Verschiffungen noch einfällt.

Wie und warum bringt man ein Fahrzeug aus Europa für den Urlaub nach USA, Australien, Südamerika, Afrika, … ?

Ich habe mir lange überlegt ob ich nicht ein Fahrzeug in Australien/Südamerika mieten soll. Doch da sind etliche Punkte die mich dazu gebracht haben das Fahrzeug aus Europa nach USA, Australien, Südamerika und Afrika zu transportieren.

Welche Passagen habe ich schon gemacht:

1. – Bremerhaven (Deutschland) – Baltimore (USA) 2000/RORO
2. – Maltimore (USA) -> Bremerhaven (Deutschland) 2000/RORO
3. – Hamburg (Deutschland) – Perth (Australien) 2003/OT Container
4. – Perth (Australien) -> Hamburg (Deutschland) 2003/OT Container
5. – Basel (Schweiz) -> Buenos Aires (Argentinien) 2004/OT Container
6. – Buenos Aires (Argentinien) -> Bermuda -> Montreal (Kanada) 2006/OT Container
7. – Montreal (Kanada)-> Basel (Schweiz) 2013/OT Container
8. – Birsfelden (Schweiz) -> Durban (Süd Afrika) 2023/HC Container
9. – Afrika -> Es bleibt spannend

  • Der Preis für die Miete eines Fahrzeuges für 3 Monate oder länger sind nicht zu verachten.
  • Bei Mietfahrzeugen bestehen immer Auflagen, dass diverse Pisten oder Gebiete nicht befahren werden dürfen. Auch Länderübergreiffende Reisen sind ein Problem. Und genau das ist es, was ich machen wollten.
    Einige der schönsten Orte liegen abseits der befestigten Strassen.
  • Das eigene Fahrzeug wird auch nicht jünger, wenn man mit einem Mietfahrzeug Urlaub macht.
  • Beim eigenen Fahrzeug kennt man die Schwachstellen und hat die geeigneten Ersatzteile dabei. (So hoffe ich doch wenigstens). Seit 2019 führe ich nun auch eine Querblattferder mit. Für Afrika, ab 2023,  werden zwei Ersatzfedern mit dabei sein.
  • Im eigenen Fahrzeug kann man Material (Camping, Küche, Kleider, Ausrüstung, …) für den Urlaub in Hülle und Fülle transportieren.
  • Auf der Reise muss man sich nie fragen ob man das gekaufte Andenken auch wirklich nach Hause bringt. Was im Fahrzeug Platz hat, kommt einfach mit falls das Fahrzeug in absehbarer Zeit nach hause transportiert werden soll.
  • Beim eigenen Fahrzeug weiss man normalerweise welche Pisten/Dünen/Strecken noch zumutbar sind und welche eben eher nicht.
  • Die geräumigen Mietwagen sind leider nicht mit 4×4 ausgerüstet
  • Das eigene Fahrzeug ist so ausgerüstet und ausgebaut wie man sich das vorstellt.
  • Es ist möglich zuhause Testfahrten zu unternehmen.
  • Und die 4×4 Fahrzeuge sind meistens kleine Geländewagen mit schmalen Reifen und ev. einem Dachzelt. Also nicht unbedingt was für drei Monate.
  • Mit dem eigenen Fahrzeug im Urlaub unterwegs zu sein macht einfach riesig Spass.

Doch mit dem Gedanken eines Fahrzeugtransportes fangen die Fragen erst richtig an.

  • Wer kann helfen bei einer Fahrzeugverschiffung? Dazu kann ich die Firma Seabridge sehr empfehlen (RORO). Oder die Firma SpediTeam in Basel für Container Versand.
  • Was kostet der Spass?
    Das hängt stark von der Grösse eines Fahrzeuges ab. Der Transport wird in m3 berechnet. Also sollte man z.B. unbedingt einen Gepäckträger vorher abmontieren.
    Ausser das Fahrzeug steht in einem Container. Dann geht es nach Gewicht. Mein Sprinter passt in einen OpenTop-Container. Die sind jedoch rar und teurer und stehen immer zuoberst auf den Schiffen. Gehen also als erste über Board. Pro Jahr gehen etwa 2000 Container über Board. Guckt das Fahrzeug oben aus dem Container raus zahlt man auch noch Zuschlag.
    Die letzte Verschiffung machte ich nun mit Holzräder in einem High Cube Container. Passt.
  • Wie lange dauert die Überfahrt?
    Man sollte mit mehreren Wochen rechnen je nach Ziel. Südafrika z.B. dauert ab Basel 6-8 Wochen.
  • Von wo nach wo kann man das machen? Eigentlich ist fast alles möglich. Die Containerschiffe fahren fast alle grösseren Häfen der Welt an. Doch nicht jeder Hafen ist wirklich geeignet und sicher. Also vorab informieren.
  • Braucht es ein Carnet de Passage und wo bekomme ich das? Was kostet das?
    Ohne Carnet geht gar nichts in gewissen Länder (Iran, die meisten afrikanische Länder)! Das Carnet ist z.B. über den Automobilclub erhältlich (Schweiz z.B. TCS. Blöderweise muss man Mitglied sein). Dazu muss eine bestimmte Geldsumme in Abhängigkeit zum Fahrzeugwert hinterlegt werden.
    Das Geld bekommt man erst zurück, wenn das Fahrzeug wieder zuhause ist. Mit viel Aufwand auch vorher. Falls das Fahrzeug oder das Carnet abhanden kommt wird die Geschichte sehr ungemütlich.
  • Muss das Fahrzeug in Australien vorgeführt werden und wo ist das? Was kostet das? Auf was muss ich achten?
    Ja, das Fahrzeug muss vorgeführt werden. Dies ist in Fremantle (Nahe Perth) möglich. Um das Fahrzeug jedoch vom Hafen da hin zu fahren benötigt man eine Fahrbewilligung für einen Tag.
    Diese ist auch gleich da wo das Fahrzeug vorgeführt werden muss erhältlich und kostet nicht alle Welt. Das Fahrzeug wird wie bei uns sehr genau angeschaut. Licht, Hupe, Lenkungsspiel, Bremse, ….
    Und zum Schluss wird noch eine Probefahrt um den Block gemacht.
    Das Fahrzeug muss hinten mit der Aufschrift “CAUTION LEFT HAND DRIVE VEHICLE” mit sehr grossen Buchstaben versehen werden. Dies kann bei der Vorführstelle gleich um die Ecke für ca. 60 AUD in sehr guter Qualität gemacht werden. Hier muss dann auch gleich die obligatorische Haftpflichtversicherung (nur gegen Personenschäden möglich!) abgeschlossen werden.
    Hier noch die Koordinaten: S32 02.943 E115 47.593
  • Welche Versicherung ist in Australien (Linksverkehr mit einem Linksgesteuerten Fahrzeug!) gültig?
  • Welche Versicherung ist Pflicht in Australien?
  • Wie läuft der Zoll ab und was kostet das?
    Die Zollbeamten fertigen das Fahrzeug in kurzer Zeit ab. Dazu erscheinen einige Leute die das Fahrzeug von innen und aussen gründlich begutachten.
  • Was geschieht in der Quarantäne und was kostet das?
    Hier wird das Fahrzeug richtig von aussen und innen auf Spuren von Samen, Lebensmittel und dergleichen untersucht. Bei uns erschienen gleich 4 Personen.
  • Wie transportiere ich das Fahrzeug von der Schweiz nach Hamburg?
    Selber hoch fahren, per LKW, Gleich in Basel verladen. Containerfracht ab Basel sind kein Problem.
  • Passt das Fahrzeug in einen Container oder geht das auch RoRo? Was ist der Unterschied
    Mein Sprinter passt in einen Open Top Container. Bei RoRo fährt das Fahrzeug durch eigene Kraft an Board, meist mit einigen Tausend anderen Fahrzeugen.
  • Wie muss ich das Fahrzeug vor Einbruch während der Überfahrt sichern? In einem Container ist das Fahrzeug viel besser gesichert als mit RoRo.
  • Wie lange dauert es, bis man das Fahrzeug hat?
    Wenn alles sehr gut vorbereitet ist und jeder Schritt sitzt, ist das ganze in 2 Tagen zu machen. Doch dann darf kein Termin platzen.
  • Auf was muss ich achten, wenn ich das Fahrzeug in Europa abgebe? Wie sauber muss es sein?
    Bei einer RoRo Verschiffung muss man den Zündschlüssel abgeben, damit die Leute das Fahrzeug in die Fähre fahren können. Zwischen dem Führerraum und dem Wohnraum
    sollte eine Trennwand angebracht sein. Der Zündschlüssel sollte nur für die Fahrertüre und das Zündschloss passen. Das Fahrzeug muss extrem sauber gereinigt sein! Speziell in
    den Ritzen z.B. bei der Motorhaube darf kein Schmutz zu finden sein. Auch unterhalb des Fahrzeuges muss es wie neu aussehen. Es dürfen auch keine zermatschte Insekten auf der
    Frontseite zu finden sein. Im Innenraum muss das Fahrzeug auch sehr sauber sein. Nahrungsmittel sind tabu, speziell Nüsse und Samen. Falls man Wanderschuhe im Fahrzeug liegen lässt, müssen diese natürlich auch sehr sauber sein. Speziell die Sohlen werden kontrolliert. Falls man was vergisst, gibt es spätestens bei der australischen Quarantäne ein riesen Geschrei. Uns blieb dies glücklicherweise erspart.
  • Wie organisiere ich den Rücktransport?
  • Wie und wo muss ich das Fahrzeug abgeben?
    Ich habe bei meiner ersten Reise das Fahrzeug noch selber an den Hafen gefahren doch heute muss ich sagen, dass sich das bei weitem nicht lohnt. Ich organisierte einen LKW der mein Fahrzeug von der Schweiz bis zur Fähre brachte und das hat für einen Weg ca. 450 Euro gekostet. Oder aktuell gleich ab Basel in einem Container den Rhein hoch nach Rotterdam.
  • Was darf ich auf keinen Fall im Auto transportieren?
    Auf keinen Fall dürfen Dinge im Auto transportiert werden, welche auch auf dem Luftweg nach Australien nicht eingeführt werden dürfen. Keine Gasflaschen! Der Treibstofftank darf maximal 1/4 gefüllt sein. Das wird wiklich genau kontrolliert.
  • Wie funktioniert das mit dem Gaskocher in Australien, da man ja die Gasflasche nicht mitnehmen darf?
Der Sprinter passt genau in einen OpenTop Container. Hier is das in Basel.
Eng wird es schon. Da muss man sich was überlegen wie man aussteigt.
Auch hinten ist nicht mehr viel
Und dann sichern Das muss ordentlich gemacht werden
Etwas guckt er oben noch raus.
Und schön festmachen
Dann eine Plane drüber und Plombieren. Auf nach Buenos Aires.
Auf nach Australien. 2003
Zurück aus Australien 2004
Container versiegelt
OpenTop Container. Querbalken weggeschwenkt.
So wird in Buenos Aires gesichert.
Container Siegel in BA
Und noch ein Siegel in BA
Oben guckt der Sprinter raus
Transportschaden

2023 die Verschiffung in einem geschlossenen Container. Ich habe spezielle Holzräder für das Fahrzeug angefertigrt. Das Ganze war nicht so einfach. Die Holzräder haben sich super bewährt.

Felge 7.5J 16 ET38 (7.5=Felgenbreite, J=Kontur vom Felgenhorn, 16=Felgenfurchmesser, ET= Einpresstief)

Die Holzräder bestehen aus je 3 Stück 18mm Multiplex. Somit weist ein Rad eine Dicke von 54mm vor. Die Verklebung habe ich mit PU Klebestoff gemacht. zusätzlich sind die Holzscheiben auch noch mit langen Spax Schrauben verschraubt. Solche die einen blanken Schaft haben damit sich die Scheiben zusammen ziehen. Also erst die ganze Prozedur mit 2 Scheiben. Danach die dritte Scheibe. Die Schrauben gehen bei der 3er Verschraubung fast durch alle drei Scheiben.
Nach dem Verkleben und aushärten habe ich die Rundung noch etwas mit der Schleif-Flex legalisiert. Das Zentrum des Holzrades war für die Rundfräsung schon markiert. Darauf habe ich eine Klarsichtfolie mit dem Lochkreis (⌀ 130mm) gelegt und die 5 Bohrungen gekörnert. Gebohrt auf der Fräsmaschine. Leider hat meine Standbohrmaschine zu wenig Kraft und auch die Ausladung hätte nicht gereicht.
Die Bohrungen sind 2mm grösser (⌀16 mm) als die Schraube. Für die Vorderachse braucht es 84.1 mm Zentrierbohrung. Z um Schluss dann noch einige male schön lackiert was für das Handling angenehmer ist. Auch die Holz Stirnseite ist dadurch etwas robuster.
Die Schrauben sind mit Feingewinde und sehr grossen Unterlagsscheiben. Also nicht die original Radschrauben.
Bei mir sind die Räder für hinten etwas kleiner als für vorne. Ich habe erst nur hinten gemessen. Leider muss vorne doch etwas mehr Bodenfreiheit sein. Also nochmals etwas grössere Räder gemacht.
⌀360 mm sind genau richtig für beide Achsen.
Zuhause dann alles getestet. Der Umbau auf die Holzräder ist nicht so einfach. Am Hafen haben wir das Fahrzeug mit Hubstapler angehoben was viel sicherer, einfacher und schneller geht.
Zum Spass haben wir mal die mögliche Höchstgeschwindigkeit mit den kleinen Räder berechnet. Das sind ca. 50 Km/h. Also nicht damit auf die Autobahn. 😉
Das Ablassen vom Gabelstapler oder auch Wagenheber ist bei der Vorderachse ein heikler Moment denn die Federbeine gehen hoch und somit wird die Spuhrbreite breiter. Diese Querverschiebung belastet das Holzrad etwas ungünstig. Besser etwas gummi unterlegen.
Hinweis: Der Dieseltank darf maximal ¼ voll sein. Das wird auch kontrolliert. Ich hatte etwas mehr und musste daher auspumpen.
Im Container fuhr ich asymetrisch. Also nahe der rechten Seitenwand. Ein Durchkommen ist damit auch mit etwas Bauch immer noch gut möglich. Ich als Fahrer bin über die Hecktüre ausgestiegen. Es wäre auch über das Seitenfenster mit etwas Akrobatik möglich. Das habe ich früher so gemacht. Man wird älter.

Danke an die Firma SpediTeam. Speziell an Herr Montigel für die Geduld. Sowie an die Firma Ultra-Brag AG die für das Beladen zuständig war. Eine Tolle und sehr hilfsbereite Maschaft.

Hier steht das Fahrzeug vor der Rampe hoch zum Container. Die Bodenfreiheit ist minimal. Speziell direckt neben dem Rad die eine dicke Schraube guckt weit runter.
Hier die Einfahrt in den Container. Schaut schon lustig aus mit den kleinen Räder.
Der Sprinter im 40 Fuss HC Container. Passt.
Klappe zu und mit einer Plombe versiegeln.
Und schon kommt der Kran. Noch schnell auf die Waage und ab auf das Schiff…

Der Blog dazu: Blog 1, Blog 2, Blog 3

N/A