Ich genieße den Tag zwei im „White Sands Camp“ bei den „Popa Falls“. Mal sehen, was der heutige Tag so bringt. Ein Blick auf den Wetterbericht kann nicht schaden. Tageshöchsttemperatur liegt bei 32 Grad. In der Nacht geht es runter auf 12–14 Grad und das ist die ganze Woche konstant. Wolken habe ich schon seit gefühlt Ewigkeiten nicht mehr gesehen und es sind auch keine Flugzeuge, geschweige denn deren Streifen, zu entdecken. Laut FlightRadar24 ist aktuell im nördlichen Namibia nur eine Maschine unterwegs und die fliegt vorne bei der Skelettküste. Es ist eine private Maschine (Rockwell 690B Turbo Commander), die ab Windhoek mit unbekanntem Ziel fliegt. Der Rest nördlich der Hauptstadt Windhoek ist absolut frei von Flugzeugen. Der Himmel ist nicht stahlblau, sondern in so einem Hellblau zu sehen. Am Tag ist, wenn die Konstellation es erlaubt, der Mond unglaublich deutlich zu sehen und das zu jeder Tageszeit. Mein Platz Nr. 5 liegt unweit vom Fluss und die „Popa Falls“ rauschen ordentlich. Heute steht ja noch der „Umzug“ zum Platz Nr. 3 an. Ich bin gespannt. Betreffend der Plätze muss man sich das nicht so wie in Europa vorstellen. Auch wenn neben mir einer auf dem Platz ist, bekomme ich das nicht mit. Es ist zu weit entfernt und dazwischen ist Busch. Also Büsche und Bäume. Die Verbindung zum ganz unten gelegenen Restaurant und zur Bar ist so angelegt, dass man nie einen anderen stört, geschweige denn ihn richtig sieht. Jeder Platz hat eine ordentliche Fläche, auf der bei uns ein gutes Einfamilienhaus stehen würde. Darauf der Platz für das Fahrzeug. Weiterhin habe ich drei Häuschen zur Verfügung. Das eine ist zweiseitig offen und beherbergt die Küche. Also Waschbecken und Stromanschluss. Es ist sehr großzügig und man könnte einen großen Tisch mit 8 oder mehr Stühlen platzieren. Dann hat die Hütte zwei ein Waschbecken mittig und beidseitig je eine Dusche. Hütte drei hat dann zwei Klos aufzuweisen. Alle Hütten sind mit Strohdach versehen und schauen sehr ordentlich aus. Es wird jeden Tag sauber gemacht, ohne dass man es groß merkt. Und dann steht da der Donkey. Das ist ein Behälter für Wasser, den man mit Feuer auf Temperatur bringen kann. Hier wird das für die Gäste gemacht, wie im letzten Blog auf einem der Bilder zu sehen ist. 30 Minuten später steht das gut warme Wasser zum Duschen oder Abwaschen zur Verfügung.
Nun mal etwas über den Fluss Okavango. Er entspringt in den Höhen von Angola, durchfließt den Caprevi-Streifen (hier befinde ich mich gerade) und endet in Botswana im Okavango-Landdelta (da fahre ich noch hin). Normalerweise fließt ein Fluss z. B. mal in einen See, um dann im Meer zu enden. Nicht so der Okavango. Der versickert mitten in Afrika im sogenannten Okavango-Delta. Der Fluss ist 1700 km lang und hat ein Gefälle von 910 Metern. Er liefert in etwa 1473 m³ pro Sekunde. Im Vergleich hat der Rhein ca. 2300 m³ pro Sekunde unten bei Holland. In Namibia sind dann die sogenannten „Popa-Fälle“ und genau da campe ich gerade. Quasi der Rheinfall vom Okavango. Natürlich nicht zu vergleichen, aber das sollte man eh nie. Alles auf dieser Welt hat sein eigenes Schönes. Das Delta in Botswana hat eine Größe von 15 000 bis 20 000 km², je nach Wasserlieferung (Regenzeit). In der Trockenzeit kann der Fluss auch mal trocken sein. Im Jahr kommen somit etwa 10 Milliarden m³ Wasser ins Delta. Das Flussdelta ist unglaublich artenreich und daher unbedingt einen Besuch wert. Ich bin gespannt, was auf mich zukommt. Eben habe ich mit dem Betreiber der Anlage länger gesprochen. Er ist in Namibia aufgewachsen und spricht perfekt Deutsch. Er hat eine sehr gesunde Weltanschauung und erzählte, wie es hier bei richtig viel Wasser ist. Dann sind alle Inseln und Felsen unter Wasser und der Fluss fließt quasi sauber über alles hinweg.
Vom Platz aus starte ich kurz die Drohne und mache Bilder von den Popafällen. Ich muss übrigens nicht umziehen. Die Gäste, die reserviert haben, kommen nicht. Müssten somit Südafrikaner sein, die wie immer Mehrfachbuchungen machen, um flexibel zu bleiben. Keine tolle Angewohnheit. Der Abend gestaltet sich noch spannend, da ich von Overlander aus Deutschland, die mit einem Iveco unterwegs sind, die ersten Informationen zu den Pisten, die ich in Botswana fahren möchte, bekomme.
Morgen dann geht es früh los und der Sprinter bockt wieder, bis er dann auf Temperatur ist. Dann geht es meistens gut. Die Fahrt geht flott den «Caprevi-Streifen» mit 100 km/h und mehr entlang. Bei ca. km 200 hätte ich eine gute Gelegenheit, eine Übernachtung einzulegen, entschließe mich jedoch, die weiteren ca. 250 km auch noch zu machen. Das bedeutet, dass ich den Grenzübertritt nach Botswana mache. Unterwegs passiere ich Orte wie «Omega III» und «Bito» und lande in der Stadt «Katima Mulilo». Ich beschließe, nochmals zu tanken. Was ich im Tank habe, das habe ich. Gleich davor sehe ich eine große Werkstatt, die vielversprechend aussieht. Denn das Auslesen vom Bordcomputer von einem 1999er Sprinter ist nicht so einfach. Ich versuche es. Ja, die können das wirklich und ich habe die Fehlercodes, die ich in die Nordostschweiz zu einem Sprinter-Flüsterer sende. Ich bin auf die Antwort gespannt. Die Fehler werden gelöscht und es geht erst mal weiter. Kurz darauf erneut Notprogramm. Zündung aus und warten. Neustart und weiter. Geht gut. Kurz darauf erscheint der Zollposten, den ich 2023 in der Gegenrichtung befuhr. Nach etwa einer Stunde bin ich durch und habe 20 Tage Botswana bekommen. Das reicht nicht, ist aber nicht schlimm. Mein Plan ist es, da es erst 14:00 Uhr ist, per Transit (ohne Eintritt) durch den «Chobe NP» zu fahren und gleich über den Sambesi-Fluss nach Sambia zu fahren. Ich muss doch das Carnet austauschen. Also fahre ich nach Kasane und da gleich zum geplanten Campingplatz. Ich bekomme nur eine Nacht. Immerhin. Dann fahre ich weiter zum Zoll Richtung Sambia und werde hart auf die Probe gestellt. Ich muss viel warten und bereue es schon. Dauern muss ich erklären, dass ich ja gar nicht nach Sambia will, sondern nur einen Stempel im Dokument brauche von jemandem auf der anderen Flussseite. Das gelingt auch und ich will zurück und hier wird es dann chaotisch, wenn ich gefragt werde, wo ich denn herkomme. Botswana. Und wo wollen sie hin? Botswana. Ok????
Ich muss dann zweimal die Brücke bezahlen, was ich verstehe. Also 40 US$ sind weg. Und dann eine riesige Diskussion wegen der Straßengebühren, die ich ja schon bezahlt habe. Irgendwann hat es jeder begriffen und sie lassen mich laufen. Es ist noch hell und ich brauche für die nächsten zwei Tage auch noch eine Unterkunft. Mal gucken, wo mein Kollege immer pennt. Ok, da fahre ich kurz hin. Ja, ich bekomme zwei weitere Nächte und kann den Platz noch auswählen. Auf dem Platz lungern viele Affen rum. Das war letztes Jahr nicht so. Dann versuche ich noch, eine SIM-Karte in einem Shop zu bekommen. Zu. Also auf den Platz fahren, wobei die Sonne gerade untergeht. Ich habe hier Platz Nummer 15. Fahre rein ins Gelände und suche. Ah, da haben aber geschickt drei Zelte der Delegation aus Italien die Einfahrt verbarrikadiert. Augen auf bei der Platzwahl. Dann baut mal bitte ab. Danach stellen sie ihr Auto hinter mich so, dass ich morgen nicht rauskomme. Seltsames Volk. Ich gehe zu ihnen und frage, wie sie sich das morgen so vorstellen. Ob sie sich noch lange an den Morgen in Botswana erinnern wollen? Nun fahren sie auf der anderen Seite ran. Mal sehen, ob der Platz morgen reicht zum Rausfahren.
Der Tag war mehr als lange genug …
Nicht zu früh aufgestanden und erst mal zum SIM-Karten-Dealer gefahren. Nun habe ich also wieder Internet. Das war keine einfache Geburt. Im Smartphone lief das Teil relativ kurz nach dem Kauf, aber in der Teltonika RUTX50 war es nicht so einfach. Dazu muss der APN-Parameter von Hand gesetzt werden und schon geht es. Dann weiter zum Gate von Chobe NP. Viele Leute und Fahrzeuge stehen an. War ja klar, da ich spät dran bin. Also geduldig warten, bis ich im Häuschen an der Reihe bin. Dann geht es eigentlich schnell. Ich buche gleich 2 Tage, damit ich morgen einfach reinfahren kann. Dann durch das Tor und dahinter erst mal anhalten. Luft ablassen ist angesagt. 2.2 und 2.5 stelle ich mal ein. Ist nicht extrem und müsste reichen, denn es wird weichsandig im Park, was ich noch vom letzten Jahr weiß. Die beiden Tage für eine Person und bis 3,5 T Fahrzeug kosten ca. 50 CHF, was ich in Ordnung finde. Dann tauche ich in das Abenteuer Chobe ein. Ich bin mehr als gespannt, wie lange ich nach Löwen suchen muss. Ich fahre erst mal runter an den Sambesi-Fluss. Ich werde nicht enttäuscht und sehe gleich viele Tiere, aber noch keinen Löwen. Plötzlich liegt mir ein sehr bekannter Geruch in der Nase. Wusste ich es doch, da liegt ein totes Flusspferd am Ufer und die Geier wie auch zwei Krokodile machen sich daran, so viel wie möglich zu verschlingen. Ich bin derweilen kurz davor, mich zu übergeben. Der Geruch ginge ja noch, aber das Beißen in den Augen ;-). Ich fahre mit sehr kleiner Geschwindigkeit (ca. 15 km/h und darunter) weiter, immer auf der Suche nach interessanten Tieren. Die Bildstrecke unten zeigt eine Auswahl davon. Auf einmal sehe ich unweit der Piste einen Löwen. So ein richtig vollgefressenes Exemplar. Macht null Bewegung. Ja ja, das kenne ich, wenn der Bauch voll ist. Dann steuere ich auf eine Art Halbinsel im Fluss zu. Da steht ein mächtiger Baum, der mir Schatten spendet. Ich beschließe, das Mittagessen zu kochen und mich etwas auszuruhen. Ich telefoniere noch mit meinem „Sprinter-Flüsterer“ aus der Schweiz und beschließe die Druckdose für die Abgasrückführung wieder an das Unterdrucksystem anzuhängen. Also Motorhaube auf und Umbau. Geht relativ schnell. Ich schaue mich dabei immer mal um, ob mir nicht plötzlich ein Löwe über die Schulter schaut. Bei der Weiterfahrt habe ich das Gefühl, es könnte doch etwas besser sein. Wird sich morgen dann zeigen, wenn der Motor noch kalt ist. Obwohl das Rohr eigentlich zu ist. Naja.
Der zweite Teil der Fahrt ist ebenso spannend wie Teil eins. Giraffen queren die Piste. Ich fahre nochmals etwas oberhalb der Böschung durch und nochmals beim Löwen vorbei. Der liegt immer noch in der genau gleichen Stellung dort. Nun muss ich aber langsam zum Gate, denn die Sonne will untergehen und dann muss ich draußen sein. Ich fahre den Hügel hoch und vor mir eine Horde Elefanten. Die haben natürlich Vortritt und wollen sich nicht von der Piste verdrücken. Ich warte einige Zeit, doch es hilft nichts. Ich muss zurück und eine Parallele fahren. Ich komme zum Gate und kassiere einen kleinen Anschiss. Warum kommst du diese Piste hoch? Es steht doch, wo man hoch soll. Ich entschuldige mich und verspreche, es morgen richtig zu machen. Oder wenigstens zu versuchen. Dann auf zum Camping. Ich muss mit der Quittung nochmals antanzen, um eine richtige Aufenthaltsbewilligung zu bekommen. Dann wird alles erklärt und ich bekomme einen Ginger-Drink (einen Sirup). Auweia, war der scharf. Dann schnell auf Platz 22, Blog schreiben und Bilder auswählen. Das macht sich alles nicht alleine.
Wie immer freue ich mich über Rückmeldungen zu meinem Bericht.
Liebe Grüße aus Botswana.


















2 Antworten auf „Chobe NP“
Wie immer sehr unterhaltsam und informativ.
Hey du machst mir langsam Angst 😉
Wirst du nun Ornithologe 🙂
Schöne Bilder
Gruss
Stefan